„Alliierte bauten die Gaskammern von Dachau“


„Alliierte bauten die Gaskammern von Dachau“

 Ein Blick in die Gaskammern des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Dachau (Foto aus dem Jahr 1946) Ein Blick in die Gaskammern des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Dachau (Foto aus dem Jahr 1946) Foto: picture-alliance / akg-images

Kruder Geschichtsrevisionismus: Ein AfD-Mann aus Schleswig-Holstein sagt bei einem Vortrag, Hitler habe den Zweiten Weltkrieg nicht geplant. Den Alliierten wirft er „erbarmungslose Propaganda“ vor.

Ein Mitglied des AfD-Kreisverbandes Stormarn (Schleswig-Holstein) hat bei einem Vortrag behauptet, die Gaskammern der Nationalsozialisten im Konzentrationslager Dachau seien erst im Nachhinein von den Alliierten eingerichtet worden — um zu täuschen. Das sagte Dirk Helms am Donnerstagabend bei einem Vortrag auf der AfD-Veranstaltung „Deutsche Selbstwahrnehmung“ in Stockelsdorf am Donnerstagabend, wie die „Lübecker Nachrichten“ berichteten.

Der Beginn des Zweiten Weltkrieges ist nach Helms‘ Meinung nicht von Hitler geplant gewesen. Die Alliierten hätten eine „erbarmungslose Propaganda“ betrieben. Er zitierte auch Carl Schmitt, einen Juristen, der wegen seines Einsatzes für das NS-Regime sehr umstritten ist. Helms erzählte zudem von einem angeblichen KZ-Überlebenden, der Schülern eine ausgedachte Geschichte erzählt habe, jedoch nie ein Konzentrationslager von innen gesehen habe.

Ebenfalls sprach er in seinem rund einstündigen Vortrag über die „wachsende Zahl der Muslime“ in Großbritannien und Frankreich. Zwischen Lille und Marseille denke man, man sei „in Afrika“. Den Angaben zufolge sprach Helms in seinem Beitrag wörtlich vom „Einnisten anderer Kulturen“.

Beliebte Behauptung rechtsextremer Publizisten

Mit Blick auf deutsche Politiker forderte Helms: „Wir dürfen uns von denen nicht verscheißern lassen.“ Die Antifa bezeichnete er als „völlig entwurzelt“. Der AfD-Mann sagte zudem, das deutsche Volk sei in Bezug auf seine Identität „völlig verunsichert“ und werde jeden Tag manipuliert. Den Medien warf er Machtmissbrauch und Verbreitung von Unwahrheiten vor. Er äußerte zudem Anteilnahme am „Schicksal“ von Ex-„Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman, die wegen Äußerungen über die Rolle von Müttern in der NS-Zeit ihren Job verloren hatte.

Zu dem Beitrag waren nicht einmal 20 Besucher erschienen. Ein weiteres AfD-Mitglied äußerte dem Bericht zufolge Kritik an dem Vortrag: „Es erweckt den Eindruck, dass Sie das Dritte Reich bagatellisieren“, sagte der Mann an Helms gerichtet. Der erwiderte lediglich: „Geschichte muss man eben ganz genau beleuchten.“

Die falsche Behauptung, die Alliierten hätten die Gaskammern in Dachau gebaut, ist ein verbreitetes Motiv in rechtsextremistischen Publikationen. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten im KZ Dachau rund 40.000 Menschen. Massentötungen von Häftlingen durch Vergasung wie in anderen KZs des Regimes fanden dort aber nachweislich nicht statt.

Historisch gibt es einen Beleg dafür, dass die 1942 und 1943 gebauten Gaskammern zur Ermordung von Menschen eingesetzt wurden: 1946 sagte ein tschechischer Arzt aus, im Jahr 1944 seien dort acht bis zehn Menschen vergast worden, da ein SS-Arzt unversehrte Leichen für Experimente wollte.

Nachtrag: Die AfD in Schleswig-Holstein gab am 22. Oktober bekannt, dass Dirk Helms aus der Partei ausgetreten sei. Zuvor hatte der Landesvorstand ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn beschlossen.

Quele: http://m.welt.de/politik/deutschland/article133443563/Alliierte-bauten-die-Gaskammern-von-Dachau.html

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