Ein rechtsextremer farbiger Christ?

Ein rechtsextremer farbiger Christ? – Der Info-Krieg auf Wikipedia: „Mindestens ein Drittel dieses Eintrages stellt den Sänger mit fragwürdigen Mitteln in ein schlechtes Licht. Zweimal wird von schweren öffentlichen Verleumdungsversuchen gegen ihn berichtet, obwohl Naidoo sie mit juristischen Mitteln abwenden konnte. Was haben sie dann noch bei Wikipedia zu suchen?“
„Als einzige Reaktion auf seine Liedtexte wird ein gehöriger Verriss zitiert. An einem einzigen Tag in seinem Leben ist Naidoo auf zwei umstrittenen Demonstration aufgetreten, wo er auch seine Kritik an den USA geäußert hat. Dieser Tatsache widmet Wikipedia einen ganzen Abschnitt. Es werden Vorwürfe wie „Verschwörungstheoretiker“, „Anti-Semit“, „rechtsextremistisch“ und „antiamerikanisch“ zitiert. Sogar mehrmals.“
„Man kann von Xavier Naidoo halten, was man will, aber hier muss doch an zwei wichtige Umstände erinnert werden.“
„Erstens. Wir leben in einem Land, das sein Recht auf Meinungsfreiheit ins Grundgesetz geschrieben hat. Solange Naidoo nicht zu Gewalt aufruft, und das kann man ihm wirklich nicht vorwerfen, hat er das Recht zu sagen, was er will, und darf dafür nicht öffentlich diffamiert werden.“
„Zweitens: Die Wikipedia ist keine Tageszeitung, sondern eine Enzyklopädie, und zwar nicht irgendeine, sondern das weltweit meistgenutzte Informationskompendium. In Deutschland hat es den Brockhaus praktisch abgelöst. Der Leser erwartet hier zu Recht Neutralität und Sachlichkeit.“
„Wie kann es dann geschehen, dass die politische Meinung eines Künstlers in einem Lexikon so massiv an den Pranger gestellt wird, dass es schon an versuchten Rufmord grenzt?“

Der Info-Krieg auf Wikipedia

Kennen Sie Xavier Naidoo? Klar. Der Sänger aus Mannheim, dessen Eltern aus Südafrika kamen, hat Millionen Platten verkauft und ist für seine Texte berühmt, die so voller christlicher Botschaften sind wie ein Gospel. Aus christlichen Motiven lehnt er irdische Mächte ab und kritisiert die militärische und wirtschaftliche Supermacht USA. Für ihn gibt es nur einen Herrn. Wegen dieser Haltung verzichtete er auf die Entgegennahme diverser Preise aus dem Musik-Business. Gemeinsam mit Udo Lindenberg trat er bei Veranstaltungen unter dem Motto „Rock gegen rechte Gewalt“ auf.

Liest man jedoch sein Portrait auf Wikipedia, bekommt man den Eindruck, Xavier Naidoo wäre ein furchtbarer Mensch und fast so etwas wie ein Neonazi. Wie geht das?

Mindestens ein Drittel dieses Eintrages stellt den Sänger mit fragwürdigen Mitteln in ein schlechtes Licht. Zweimal wird von schweren öffentlichen Verleumdungsversuchen gegen ihn berichtet, obwohl Naidoo sie mit juristischen Mitteln abwenden konnte. Was haben sie dann noch bei Wikipedia zu suchen?

Als einzige Reaktion auf seine Liedtexte wird ein gehöriger Verriss zitiert. An einem einzigen Tag in seinem Leben ist Naidoo auf zwei umstrittenen Demonstration aufgetreten, wo er auch seine Kritik an den USA geäußert hat. Dieser Tatsache widmet Wikipedia einen ganzen Abschnitt. Es werden Vorwürfe wie „Verschwörungstheoretiker“, „Anti-Semit“, „rechtsextremistisch“ und „antiamerikanisch“ zitiert. Sogar mehrmals.

Man kann von Xavier Naidoo halten, was man will, aber hier muss doch an zwei wichtige Umstände erinnert werden.

Erstens. Wir leben in einem Land, das sein Recht auf Meinungsfreiheit ins Grundgesetz geschrieben hat. Solange Naidoo nicht zu Gewalt aufruft, und das kann man ihm wirklich nicht vorwerfen, hat er das Recht zu sagen, was er will, und darf dafür nicht öffentlich diffamiert werden.

Zweitens: Die Wikipedia ist keine Tageszeitung, sondern eine Enzyklopädie, und zwar nicht irgendeine, sondern das weltweit meistgenutzte Informationskompendium. In Deutschland hat es den Brockhaus praktisch abgelöst. Der Leser erwartet hier zu Recht Neutralität und Sachlichkeit.

Wie kann es dann geschehen, dass die politische Meinung eines Künstlers in einem Lexikon so massiv an den Pranger gestellt wird, dass es schon an versuchten Rufmord grenzt?

Der Mythos der Schwarmintelligenz

Die Wikpedia kann praktisch von jedem genutzt werden, der schon mal irgendwie im social web unterwegs war. Auf diese Weise ist es sehr leicht möglich, dass persönliche Interessen, etwa den Ruf einer Person zu schädigen, in die Texte einfließen können. Andererseits: Wer eine Verletzung von Persönlichkeitsrechten entdeckt, kann sich in die Artikel-Diskussion einklinken und bewirken, dass die Sache richtig gestellt wird. Anstelle einer Qualitätskonrolle „von oben“ verlässt sich die Wikipedia hier auf die sogenannte Schwarmintelligenz.

Die Diskussionen um Wikipedia- Artikel sind öffentlich einsehbar. Und so findet man auch beim Artikel über Naidoo Versuche, die sich um eine neutralere Ausrichtung des Artikels bemühten. So etwa die Anregung, dass man doch stärker Naidoos Aussagen über seinen christlichen Glauben referieren sollte, wenn man sich schon um seine Meinung kümmert. Die Bitte wird ignoriert.

Ein anderer User weist auf eine 90-minütige Reportage der ARD hin, die sich mit dem Musiker Naidoo und seinem sozialen Engagement beschäftigt. Auch dieser Vorschlag wird abgeschmettert. Statt dessen ist Spiegel-Kolumnist Georg Diez medialer „Kronzeuge“ im Falle Naidoo. Mit einem extrem abfälligen Kommentar über den bereits erwähnten Auftritt auf zwei Demos. Es wird schnell klar: Im Falle Naidoo versagt die Schwarmintelligenz bei Wikipedia. Wie ist das möglich?

Nun ist ein Film online erschienen, der sich mit der „dunklen Seite der Wikipedia“ beschäftigt und auch Erklärungen für den Fall Naidoo liefert.

Verschwörungstheorien bei Wikipedia

Der Film von Markus Fiedler und Frank-Michael Speer untersucht das „System Wikipedia“ am Beispiel des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser.

Der Wissenschaftler erforscht die militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte, unter anderem auch die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York. Dabei diskutiert er zahlreiche Fakten, die der offiziellen Version widersprechen. Ein Kernpunkt ist die Frage, wie es möglich war, dass zwei Flugzeuge drei Hochhäuser vollends zum Einsturz brachten. Nun klingt das einem logischen Einwand, doch Wikipedia schreibt schon in den ersten Sätzen, Ganser greife „Verschwörungstheorien zum 11. September 2001“ auf. Dem Leser wird vermittelt: Der Mann ist ein Spinner und kein Historiker.

Interessant ist, wie Wikipedia Verschwörungstheoretiker in Sachen 11. September 2001 definiert. Zitat: „Vertreter dieser Ansichten bezeichnen diese  als ‚offene Fragen‘, ‚alternative Forschung‘ oder ‚Suche nach der Wahrheit‘.“ Vereinfacht gesagt: Wer die offizielle Version über 9/11 glaubt, ist wissenschaftlich, jeder, der sie anzweifelt, ist ein Verschwörungstheoretiker, also ein Spinner.

Natürlich haben Mitarbeiter von Dr. Ganser und Menschen, die seine Arbeit schätzen, versucht, den negativen Eintrag über ihn zu ändern. Was bei solchen Versuchen passiert, stellt der Film von Fiedler und Speer eindrücklich dar.

Quelle: heise.de